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Inklusive Akademie

Die Ausstellung ENK#366

  • Autorenbild: Isabel Gräf
    Isabel Gräf
  • 4. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 3 Tagen


Stelen stehen für Leben

In der Würzburger Augustinerkirche stellt eine Kunstinstallation Europas Flüchtlingspolitik auf

den Prüfstand – und verbreitet Zuversicht angesichts schlimmer Nachrichten


Aktuell ist die Ausstellung "Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch" in der Augustinerkirche zu sehen.

Gerda Enk nimmt Anteil an der Welt. Gedanklich und mit Emotionen. Was die in Winterhausen lebende Künstlerin wahrnimmt, lässt sie manchmal innerlich brodeln. Zum Beispiel die Flüchtlingstragödie vom 3. Oktober 2013 vor der italienischen Insel Lampedusa. Damals starben 366 Menschen nach dem Kentern ihres Bootes im Mittelmeer. Eine Katastrophe, die viele Menschen aufwühlte, aber nicht verhinderte, dass die Abwehr von Flüchtlingen heute

die Politik vieler europäischer Regierungen bestimmt. „Ein erschütternder Wandel hat sich ereignet“, stellt Enk fest. Das Sterben im Mittelmeer gehe weiter, aber es berühre viele Menschen nicht mehr. Mit einer Kunstinstallation in der Würzburger Augustinerkirche will die Malerin andere aufrütteln.


Gedenken und Ode ans Leben

Vom 14. September bis 19. Oktober werden Besucher der Augustinerkirche dort über

70 gestaltete Aludibond-Stelen vorfinden. Etliche zeigen die Trauerfarbe Schwarz,

doch die Zahl der bunten Stelen überwiegt. Die meisten zeigen menschliche Gesichter.

Schließlich trägt die Installation den Namen „366 – Ein Mensch ist ein Mensch ist ein

Mensch“.

Die Ziffern 366 greifen die Opferzahl vom 3. Oktober 2013 auf. Enk schafft für die

Gestorbenen einen Gedenkort, der Besucher mit der Frage konfrontiert, wie viel

Respekt Europas Gesellschaften derzeit vor dem Leben von Migranten haben. Zugleich

soll die Ausstellung eine „Ode an das Leben“ sein, wie die Künstlerin sagt. „Das Leben ist

Vielfalt, Buntheit und Energie, man muss es hochschätzen.“ Eine „lichtvolle Utopie“

will Enk der Angst und dem Hass entgegensetzen, weshalb sie ihre Installation als Weg

vom Dunklen ins Licht angelegt hat. Zehn Stelen haben Kursteilnehmer und Gäste der

Inklusiven Akademie Würzburg-Schweinfurt gestaltet. Die Akademie bietet jungen

Menschen Kunstkurse kostenfrei an.

Zu Enks Ansprechpartnern bei den Würzburger Augustinern zählt Bruder Jürgen Heß. Er entwarf mit einigen Mitbrüdern ein Begleitprogramm zur Installation.

Unter anderem lud Heß Dr. Heiner Bielefeldt nach Würzburg ein, Seniorprofessor für Menschenrechte an der Universität Erlangen-Nürnberg und früherer UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Am 17. September um 19.30 Uhr wird Bielefeldt in der Kirche den Vortrag „Die Würde des Menschen – unauslotbar und verletzlich“ halten. Für Heß ist der Termin das „Highlight des Jahres“, wie er im Gespräch angibt: Bielefeldt moniere,

dass gegenwärtig in vielen Staaten die Achtung vor Menschenrechten und dem Völker-

recht abnehme. Aber Bielefeldt gebe auch Hoffnung, ergänzt Heß.



Gerda Enk wird im Rahmen des Begleitprogramms mehrmals durch ihre Ausstellung

führen: beim „Tastenspiel“ mit Kirchenmusiker Hans-Bernhard Ruß am 20. September um 11.30 Uhr, am 28. September um 11.15 Uhr sowie bei der „Nacht der offenen Kirchen“ am 2. Oktober. Mit dem Bildhauer Thomas Reuter und anderen Beteiligten bietet sie am 17. Oktober um 19.30 Uhr unter dem Titel „Spring nicht vom fahrenden Zug“ Worte und Klänge des Lebens. Denn darum geht es bei ihrer Installation: das Leben und die Bedeutung jedes einzelnen Menschen.

Text: // ULRICH BAUSEWEIN Redakteur Würzburger Katholisches Sonntagsblatt





 
 
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